Sommerwagen 114
Zweiter Sommerwagen
Der Wagen 114 ist wie sein Schwesterfahrzeug MD 113 ein zum Sommerwagen umgebauter ehemaliger Güterwagen. Er wurde 1913 von der “Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahnmaterial zu Görlitz” geliefert und bereits zwei Jahre vor dem MD 113 im Jahr 1984 zum Sommerwagen umgebaut. MD 114 war zusammen mit dem zum Wasserwagen umgebauten MD 110 der einzige Wagen der Bauserie der in der Nachkriegszeit nicht als Behelfspersonenwagen umgebaut wurde.
Im Gegensatz zum Wagen 113 waren die Sitzbänke längs zur Fahrtrichtung mit den Rückenlehnen zu den Seitenwänden eingebaut. Außerdem hatte er die Möglichkeit im Bereich einer der ehemaligen Schiebetüren Rollstühle einzuladen. Dies wollen wir in veränderter Form ebenfalls möglich machen, da eine Mitfahrt für Rollstuhlfahrer in den anderen Wagen nur schwer bis gar nicht möglich ist.
Das Werksfoto des Güterwagens 114, damals als Nr. 64 eingereiht.
Bild: Verkehrsmuseums Dresden gGmbH, CC BY-NC-SA
Noch vor dem Umbau zum Sommerwagen im Jahr 1984 steht der MD 114 im Bahnhof Dörzbach auf Gleis 4.
Bild: Jörg Zimmer
Sommerwagen 114 im Jahr 1986 im Bahnhof Schöntal. Links im Bild schließt der Wagen 113 an, der sich zu diesem Zeitpunkt mit Werbung für die Distelhäuser-Brauerei zeigte. Schon damals waren die beiden Wagen verschieden gedreht, d.h. die Bühne des MD 114 zeigt talabwärts, während die Bühne des MD 113 talaufwärts zeigt.
Bild: Michael Höltge
Aufarbeitung
Mit der Aufarbeitung des Wagens wurde 2023 begonnen. Nachdem das Dach durch Wind und Wetter und trotz einer Plane stark beschädigt wurde und die Plane sich zusehendst auflöste, wurde zunächst mit der Sanierung des Dachs begonnen.
Zunächst wurde ein Gerüst um den Wagen aufgestellt und am 15. Juli 2023 wurden die Dachbretter komplett entfernt.
Anfang August wurden auch die Dachsparren demontiert. Diese wurden in den folgenden Wochen aufwändig aufgearbeitet. Viele Stellen mussten ausgebohrt und verdübelt oder mit neuen Stücken verleimt werden. Fast alle Dachsparren konnten so erhalten werden.
Bild: Volker Elgner
Die beiden Längsträger sowie einer der beiden stirnseitigen Träger waren leider in einem derart schlechten Zustand, dass ein Erhalt nicht möglich war. Sie wurden durch neue Holzteile ersetzt, welche grundiert und gestrichen wurden.
Als weitere Vorbereitung für den Wiederaufbau des Daches wurden die Stahlwinkel, die die senkrechten Stahlprofile mit den oberen Längsträgern verbinden, demontiert, gesandstrahlt und neu lackiert.
Für die Verbindung der Stahlwinkel mit den Längsträgern sind Schrauben nötig, die auf der einen Seite nur durch den Kopf im Holz halten müssen. Diese Seite ist allerdings bei montiertem Dach nicht mehr erreichbar, sodass bei einer (z.B. nach Jahren bei einer Untersuchung) durchdrehenden Schraube das ganze Dach demontiert werden müsste. In der Vergangenheit hatte sich dies bereits als Problem bei der Verwendung moderner Schlossschrauben herausgestellt.
Da die ursprünglich verwendeten Schrauben mit großem Vierkantkopf nicht mehr zu bekommen waren, wurden einige Schrauben selbst hergestellt.
Nach dem nassen Frühjahr 2024 wurden im Juli die senkrechten Träger im oberen Bereich abgeschliffen und lackiert, sodass mit dem Aufbau des neuen Dachs begonnen werden kann. Weiter unten werden die Träger erst später bearbeitet.
Bild: Matthias Hümmelchen
Der Einbau der Längsbalken gestaltete sich recht aufwändig, da an jedem der senkrechten Träger individuelle Aussparungen angebracht werden musste. Es war mehrfaches Nacharbeiten nötig, bevor die vier langen Balken (zwei pro Seite) gerade montiert waren. Anschließend erfolgte der Einbau der aufgearbeiteten Dachsparren, wozu in die Längsbalken Außsparungen für die Schwalbenschwänze an den Enden dieser eingebracht werden mussten.
Da nun der Unterbau des Daches fertig war, erfolgte die Eindeckung mit den vorgestrichenen Dachbrettern. Mitte September ist auch bereits die erste Schicht Dachpappe aufgebracht um das neue Dach vor Regen zu schützen.
Da das neue Dach dem Wagenkasten wieder Stabilität gibt, konnte auch bereits das Holz einer Seitenwand entfernt werden.
Bild: A. Hümmelchen
Ende September sind alle Seitenwände entfernt und bereits ein Teil des Rahmens von außen abgeschliffen und grundiert.
Die weiteren Arbeitsschritte sind nun das vervollständigen der Dacheindeckung mit Dachpappe und einer Regenrinne, das anschließende nochmalige Streichen der Decke von innen, sowie der Außbau des Wagenbodens. Danach lässt sich dann der Rahmen genau begutachten und ungestört bearbeiten.
Die weiteren Arbeiten am Wagen erfolgen Stück für Stück soweit dies die Witterung und der begrenzte Platz in der Werkstatt zulässt.