Wiederaufbau Teil 2
Vom Bahnhof bis zur "Marie-Curie Straße"
Titelbild: Es geht voran Richtung Klepsau!
Ende 2021 konnten die Gleisanlagen des Bahnhofes Dörzbach, als unser erster Bauabschnitt, abgenommen und in Betrieb genommen werden. Nun konzentrieren wir uns auf den zweiten Bauabschnitt, vom jetzigen Gleisende am Bahnübergang der “Max-Planck-Straße” bis zu dem der “Marie-Curie-Straße”. Hier gilt es rund 450 Meter Strecke wieder aufzubauen.
Um den Bau finanzieren zu können, haben wir die Aktion “Gleisbaustein” ins Leben gerufen. Hierbei konnte für 150€ ein Meter Gleis finanziert werden, welcher auf einer Urkunde mit den exakten Koordinaten aufgeführt ist.
Während des Pfingstspektakels 1986 hat ein Museumszug vom Bahnhof Dörzbach kommend fast den heutigen Bahnübergang der “Marie-Curie-Straße” erreicht. Damals befand sich dort, auf Höhe des Trafohäuschens, nur ein Feldwegübergang.
Bereits 2017 wurde die Strecke nach Klepsau freigeschnitten und seitdem mehrmals gegrubbert. So sollen große Wurzeln aus der obersten alten Schotterschicht entfernt werden, um später nicht einen komplett neuen Bahndamm aufbauen zu müssen.
Das Bild zeigt den Blick Richtung “Max-Planck-Straße”, bzw. Bahnhof Dörzbach.
Als erste kleine Baumaßnahme wurde im August 2021 das mit der Zeit verschüttete Ende des Bahnüberganges über die “Max-Planck-Straße” freigelegt.
Eingebaut werden Schienen, die wir gebraucht erwerben konnten. Im Vorraus wurde bei allen die Länge sowie die Profilhöhe gemessen. Nach einiger Puzzlearbeit wurden zueinander passende Schienen ausgewählt. Da diese außerdem beim Ausbau per Brennschneider getrennt wurden, war es nötig, nochmal einen sauberen Schnitt mit dem Trennjäger zu machen. Hierbei konnte auch gleich auf das passende Maß abgelängt werden.
Nach dem auf Länge schneiden müssen die Laschenlöcher gebohrt werden. Da pro Schiene vier Löcher nötig sind, ist dies eine recht zeitintensive Aufgabe.
Das Zuschneiden und Bohren konnte während einer Bauwoche Anfang November 2021 fast komplett erledigt werden.
Parallel zur Vorbereitung der Schienen wurde die Trasse vermessen, um die genaue Lage zu ermitteln und einen genauen Höhenplan erstellen zu können.
Anfang 2022 haben wir begonnen die noch auf Lager liegenden Holzschwellen für den Einbau auf der Strecke vorzubereiten. Da diese bereits um die Jahrtausendwende nach Dörzbach kamen und auch damals gebraucht waren, mussten sie im ersten Schritt sortiert werden. Immerhin etwa drei Viertel sind noch in gutem Zustand.
Nach dem Sortieren folgt als weitere vorbereitende Maßnahme das Aufplatten. Auf die Schwelle werden zwei sogenannte Rippenplatten geschraubt, auf denen später die Schienen festgeschraubt werden.
Damit diese Arbeit nicht umständlich auf der Gleisbaustelle erledigt werden muss, erfolgt das Aufplatten im Vorraus. Um schnell und genau arbeiten zu können wurde extra eine Halterung gebaut, die an zwei Gitterboxen eingehängt werden kann und in die die Schwellen gelegt werden können. Auf die Gitterboxen können dann Schwellenbohrmaschine und Schraubmaschine gestellt werden und die Schwellen bequem auf dieser Bahn gezogen werden.
Am 6. August 2022 war es dann endlich soweit und der eigentliche Streckenbau wurde begonnen. An diesem und dem folgenden Samstag wurde das Planum für ca. 120 Meter, ausgehend vom Bahnübergang der Max-Planck-Straße, hergestellt.
Bereits eine Woche später, am 13.August, haben wir auf ca. 60 Metern auf dem Planum eine Schotterschicht aufgebracht und die ersten drei Joche verlegt. Jedes hat eine Länge von 15 Metern, was somit eine Strecke von 45 Metern ergibt. Erfreulicherweise zeigte sich, dass die umfangreichen Vorarbeiten sich ausgezahlt haben und alles auf Anhieb passte. Nach den drei Jochen zur Übung und weiterhin guter Vorbereitung sollten pro Samstag auch mehr Joche möglich sein.
Seit dem 1. Oktober ist der Privatwegübergang für die Werksfeuerwehr der Firma Arnold provisorisch hergestellt. Um das Gleis auf Höhe stopfen und final richten zu können muss er später nochmal ausgebaut werden.
Zu diesem Zeitpunkt sind 6 Joche verlegt, also 90 Meter Gleis.
Anfang November liegen (nach einer Bauwoche mit Unterstützung von Kollegen von der Furka-Bahn) bereits 180 Meter Gleis und die Einstein-Straße ist überquert. Deren Bahnübergang wurde zunächst ebenso wie der Privatwegübergang der Firma Arnold hergestellt.
Da mit zunehmender Streckenlänge und der schlechteren Zufahrtmöglichkeiten die Baulogistik über die Straße schwieriger wird, wurden vermehrt Bauzugfahrten unternommen. Auch mussten die Schienenprofile mit einem Flachwagen transportiert werden und auch ohne Radlader abgeladen werden. Hierfür wurde eine Art Rutsche gebaut, über welche ein Schienenprofil sicher und ohne Schaden vom Wagen ins Gleisbett heruntergezogen werden kann. Dazu wird das abzuladende Profil am aktuellen Gleisende befestigt und der Wagen fährt langsam zurück. So können die Profile einfach und schnell aber trotzdem sicher transportiert und abgeladen werden.
Nach einer wetter- und erkältungsbedingten Winterpause, in der Stück für Stück Schienenprofile und weiteres Material vorbereitet wurden, ging es Ende Febraur mit den Gleisbauarbeiten weiter.
In der vorletzten Febraurwoche wurde mit einem gemieteten Radlader das Planum auf den nächsten 100 Metern hergestellt, der Grundschotter verteilt und Schienen und Schwellen entlang der Strecke gelagert.
In der darauf folgenden Woche wurde auf diesen 100 Metern das Gleis gebaut, wobei wie im Bild zu sehen, die Kilometertafel 38,5 seither wieder ein Gleis neben sich liegen hat.
Dank der guten Vorbereitung waren die 7 Joche bereits am Mittwoch abend fertig, sodass der Rest der Woche wieder mit Vorbereitungsarbeiten verbracht wurde.
Mitte Mai wurden die letzten vorhandenen Holzschwellen, die bisher mangels S-Haken noch nicht bearbeitet waren, aufgeplattet.
Ende Mai wurden zwei weitere Joche gebaut. Dafür musste zuvor das Erdplanum an einer Stelle etwas korrigiert werden.
Anfang Juni fand eine weitere Bauwoche statt, in der das Planum auf weiteren 50 m fertiggestellt und darüber hinaus begonnen wurde. Schotter und Gleisbaumaterial wurde verteilt.
In dieser Bauwoche wurde auch gleich das Erdplanum für Gleis 21 hergestellt - dazu siehe Der Wiederaufbau der Jagsttalbahn 1 ganz unten.
Die folgenden Joche wurden am 17. Juni gebaut. Danach musste zunächst das Planum wieder verlängert werden.
Das Erdplanum des letzten Abschnitts vor der Marie-Curie-Straße wurde dann mit professioneller Hilfe der Firma Kastner Erdbau hergestellt. Das Schotterplanum folgte kurz danach.
Am 29. September war es dann soweit: Die letzten Joche bis kurz vor die Marie-Curie-Straße wurden gebaut. Damit ist ein wichtiger Schritt abgeschlossen. Die letzten Meter vor dem Bahnübergang bleiben zunächst noch frei, damit beim Bau des BÜs genug Platz ist.
Da sich der für die weiteren Arbeiten benötigte Schotterwagen noch in der Aufarbeitung befand, folgte eine ca. 6-monatige Baupause. Nachdem dieser Anfang April 2024 nach erfolgter Hauptuntersuchung betriebsbereit zur Verfügung stand, konnte in der Bauwoche KW 16 das Gleis ab BÜ Max-Planck Straße bis zum aktuellen Ende kurz vor dem BÜ Marie-Curie Straße geschottert werden. Der kleine Vorteil der immerwieder durchziehenden Regenschauer in dieser Woche war, dass es beim Schottern wenigstens nicht staubte.
Anschließend musste jede einzelne der ca. 500 Schwellen nach dem Anheben des Gleises gestopft werden. Hier kam wie schon im Bahnhof unsere kleine Stopfmaschine zum Einsatz, die uns sehr viel Handarbeit erspart. Ein Teil der Strecke musste mehrmals geschottert und gestopft werden, da das Gleis bis zu 27 cm auf das Sollmaß anzuheben war. Dies sollte nicht in einem Arbeitsgang erfolgen und wäre mit den technischen Gerätschaften auch nicht möglich.
Das Gleis wurde abschnittsweise geschottert, gehoben und gestopft. Beginnend am aktuellen Gleisende beim Penny Markt wurde Tag für Tag, Stück für Stück Richtung Bahnhof Dörzbach gearbeitet. Zwischen den Stopfgängen erfolgte noch die Korrektur der Seitenlage mittels Gleisbaukatze (handegführter Ramme), damit die Gerade auch gerade ist und die Kurve einen Bogen ergibt. Nach 6 Tagen bei Aprilwetter konnten diese Arbeiten abgeschlossen werden.
In der Bauwoche danach (KW 17) vollendete der 2. Bautrupp den BÜ Einsteinstraße. Hierbei wurden zunächst an die Schienen Beischienen geschraubt und die Räume zwischen Schienen Außenseite und Asphalt, sowie zwischen den beiden Beischienen mit Vlies und Splitt gefüllt. Auf diesen Untergrund erfolgte dann die Verlegung von Betonsteinen. Außerdem wurden am Bahnübergang noch die Andreaskreuze aufgestellt.
Damit ist auch dieser Bauabschnitt abgeschlossen und die ersten Züge konnten zur Jagsttalwiesenwanderung am 11. und 12. Mai 2024 die neue Strecke befahren.
Abschließend sei noch festgestellt, dass die Bauzeit mit ungefähr einem Jahr, abzüglich der ‘Wartezeit’ auf den Schotterwagen, unserer Meinung nach durchhaus akzeptabel ist. Mit mehr helfenden Händen ginge das natürlich noch schneller. Die eigentlich bremsenden Faktoren sind neben der unbeeinflussbaren Witterung, vorallem die zur Verfügung stehenden finanzellen Mittel für Material und Maschinenmiete. Deshalb noch ein großes Dankeschön den Spendern von Gleisbausteinen die diesen Abschnitt hauptsächlich finanziert haben!