Schotterwagen 97030

Hilfreich beim Streckenbau

Titelbild: Tobias Hümmelchen, 2020

Der Schotterwagen 97030 wurde 1972 von der Waggonfabrik Sarajewo für das Braunkohlekombinat Bitterfeld gebaut. Vermutlich handelt es sich dabei nicht um eine Neukonstruktion sondern um einen neuen Aufbau auf einem vorhandenen Rahmen eines Standard-Fahrzeugs. 1996 kam der Wagen zusammen mit einem anderen baugleichen Wagen zur Öchsle-Museumsbahn.

Am 7. September 2017 kam der Wagen dann im Tausch gegen den Württemberger Wagen MD 2 ins Jagsttal. Mit ihm kann das Einschottern des Gleises beim Wiederaufbau der Strecke schnell und effizient bewerkstelligt werden. Der Wagen fasst 30 t Gleisschotter die über mehrere Klappen dosiert mittels Schwerkraft entladen werden können. Zur Verteilung des Schotters und zum Räumen der Schienen befindet sich unter dem Wagen ein Schotterkorb. Während normaler Transportfahrten ist er angehoben und arretiert, zum Schottern wird er auf das Gleis abgelassen. Mittels eines Druckluftzylinders kann er wieder angehoben werden.

Bild: Wolfram Berner

Lebenslauf

1972:Erbaut von der Waggonfabrik Sarajevo
1996:Verkauf an die Öchsle-Schmalspurbahn
2017:Transport nach Dörzbach im Tausch gegen MD 2
Dezember 2022:Beginn der Aufarbeitung
05.04.2024Abnahme der Hauptuntersuchung

Aufarbeitung

Am 30.12.2022 wurde mit der Aufarbeitung konkret begonnen, indem der Wagen angehoben und die Drehgestelle entfernt wurden, um diese aufzuarbeiten. Zwischenzeitlich steht der Wagen auf zwei umgebauten Rollböcken.

Danach wurde mit der Demontage und der Reinigung der Drehgestelle begonnen. 

Bild: Stefan Haag

Die gesäuberten Teile, Achse und der Drehgestellrahmen des ersten Drehgestells wurden im März 2023 wieder zusammengebaut. Danach begannen die selben Arbeiten am zweiten Drehgestell.

Parallel dazu wurde am Schottertrichter gearbeitet, der sich ebenfalls nicht mehr in einem besonders guten Zustand befindet.

Bild: Lucas Reinfels

Im Juni 2023 wurde auch mit der Demontage von Bremszylinder, Luftbehälter, Bremsgestänge und Handbremse begonnen. Die vielen Kleinteile sowie Stangen und Hebel wurden gesäubert und frisch lackiert.

Auch die Schotterklappen wurden demontiert, gesäubert, an den abgerosteten Kanten teilweise aufwändiger aufgearbeitet und dann neu gestrichen.

Bild: Matthias Hümmelchen

Die Stellen im Wagen, die bei eingebauten Schotterklappen nicht mehr zu erreichen sind, wurden daraufhin auch gesäubert und gestrichen.

Am Aufbau ging es im Herbst mit den Bühnen weiter. Auf der einen Seite wurde der vorhandene Blechboden entfernt, da sich hier viel Dreck zwischen Rahmen und Blechen gesammelt hatte und den Rost dort stark förderte. Auf der anderen Seite war bisher kein Bühnenboden vorhanden. Da wir beide Seiten Nutzen wollen und auch auf beiden Seiten zum Besetzen der Spitze bei Rangierfahrten ein sicherer Stand nötig ist, wurde auch hier ein Boden sowie ein Geländer vorgesehen.

Bild: Stefan Haag

Um auch während des nassen Herbswetters weiter am Schotterwagen arbeiten zu können, zog der Wagen Anfang Dezember ins Reparaturhaus um.

Parallel zur Grundierung der Wagenunterseite hat das Team im Dezember mit dem Neubau der kompletten Luftverrohrung begonnen. Und nach dem zweiten Anstrich der Wagenunterseite konnte die neue Verrohrung eingebaut werden.

Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt wurden in einer Bauwoche und kurz danach die Geländer und der Wagenrahmen, sowie die schmalen Seiten des Schotterwagens aufgeraut, grundiert und in einem weiteren Arbeitsgang final gestrichen. Die neuen Luftrohre an den Bühnengeländern, das Bremsgestänge und die Hubeinrichtung des Schotterkorbs konnten wieder eingebaut werden.

Bild: Stefan Haag

Ende Januar zog der Schotterwagen in den Lokschuppen um und wurde von den Rollböcken auf den Hebestand gehoben, denn die Drehpfannen sollten noch aufgearbeitet werden. Die Drehpfanne auf Dörzbacher Seite lies sich recht einfach vom Wagenkasten trennen, reinigen und für den Wiederaufbau vorbereiten.

Die Drehpfanne auf Möckmühler Seite war allerdings nicht bereit, ihre jahrzehntelang gewohnte Position zu verlassen. Wir haben es dann doch geschafft, haben aber auch viel Zeit und noch manch Gerät dafür gebraucht. Die Drehpfanne wurde innen mit dem Gasbrenner erhitzt, dann wurde Kriechöl in die verrosteten Stellen gespritzt und eine Woche später musste noch die Hydraulik helfen. Mit einem lauten Knall trennte sie sich vom Wagenkasten und konnte ebenfalls gereinigt, aufgearbeitet und für den Wiedereinbau vorbereitet werden.

Parallel folgte der Einbau der inneren Schotterklappen inklusive Funktionstest.

Die Drehpfannen des Schotterwagens haben keine Fettfüllung sondern eine Ölschmierung. Alle vier Schmierleitungen für die Drehgestellschmierung sind neu gebogen und eingebaut worden.

Bild: Stefan Haag

Auch die Achslager wurden vom alten Fett befreit und mit neuen Fett gefüllt.

Nachdem die Drehpfannen mit dem Wagenkasten wieder verbunden waren, konnte der Wagen am 2. März 2024 wieder auf seine Drehgestelle gesetzt werden. Danach stellten die Spezialisten das Bremsgestänge und die Handbremse exakt ein. Am gleichen Tag dufte der Schotterwagen die ersten Meter im Bahnhof fahren - natürlich unter den strengen Prüfaugen der vereinseigenen Fachleute.

Bild: Stefan Haag

Im März folgten das Anschleifen, Grundieren und der finale Anstrich der beiden Längsseiten des Wagens und die Beschriftungen. Der Schottertrichter hat dabei auch beidseits das Flügelrad mit Jagsttalbahn-Schriftzug erhalten.

Ende März wurden die Gitterroste für den Bühnenboden geliefert und eingebaut.

Bild: Andreas Sigmann

Als eine der letzten größeren Arbeiten stand der Wiedereinbau des Schotterkorbs auf dem Programm. Nach wenigen Reparaturen am Schotterkorb selbst wurde dieser wieder unter den Wagen geschoben und dort mit den Seilen der Hubeinrichtung verbunden. Zudem wurden die Dorne, die den Korb beim Anheben in eine definierte Position führen, angebracht.

Nach den ersten Tests mussten noch die Spanneinrichtung für die Seile und die Ketten, die den Schotterkorb im abgesenkten Zustand ziehen, bearbeitet werden.

Eine Woche später wurden als letzte Arbeiten noch das Jagsttalbahn-Flügelrad um den Schriftzug ergänzt, die Schmiernippel eingeschraubt und die Gitterroste festgeschraubt.

Bild: Stefan Haag

Am 5. April war es dann soweit: Die Hauptuntersuchung wurde abgenommen! Damit steht der Wagen nun für den Gleisbau bereit.