Personenwagen MD 3
Der Letzte von einst 38 Stück
Titelbild: Ulrich und Gerald Gunzenhäuser, 1975
Unser M-D 3 ist einer von vier 1967 von der Bundesbahn erworbenen Personenwagen und zusammen mit den Wagen M-D 1 und M-D 402 bis heute im Jagsttal vorhanden.
Er wurde im Jahr 1924, wie die meisten Wagen der staatlichen Schmalspurbahnen in Württemberg von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut und an die Deutsche-Reichsbahn-Gesellschaft geliefert, die in als Nr. 409 auf der Zabergäubahn (Lauffen-Leonbronn) in Dienst stellte. Mit einer Stückzahl von insgesamt 38 Stück repräsentiert unser M-D 3 die meistgebaute Variante der württembergischen Schmalspurwagen.
Im Gegensatz zum M-D 1 handelt es sich um einen Wagen der kurzen Bauform mit einer Länge von 8,4 Metern und vier Fenstern pro Seite. Ansonsten entspricht er seinen langen Geschwistern, hat also auch eine Wagenkastenbreite von 2,6 Metern und eine Höhe von ca. 3,2 Metern. Das sind für einen schmalspurigen Wagen der Spurweite 750 mm immer noch beachtliche Abmaße. Trotz der geringeren Länge erhielten alle Wagen der kürzeren Bauform Vereinslenkachsen, um einen guten Bogenlauf und geringeren Radverschleiß zu erreichen. Des Weiteren besitzt er auch die charakteristischen und nur an württembergischen Schmalspurwagen zu findenden Klose-Schwenktüren und württembergischen Mittelpufferkupplungen. Die anfängliche Gasbeleuchtung wurde um 1935 gegen eine elektrische ausgetauscht.
Mit der Umspurung der Zabergäubahn auf Normalspur im Jahre 1964 wurde der Wagen zur Bottwartalbahn Marbach-Heilbronn Süd versetzt, bevor 1966 auch dort der Personenverkehr eingestellt wurde. Etwa zeitgleich wurde der vormals als 409 bezeichnete Wagen mit der Nummer 739 Stg in das aktuelle Nummernschema der DB eingereiht.
1967 wurde der Wagen durch die SWEG von der Bundesbahn erworben, um ihn im kurz zuvor aufgenommenen Schülerverkehr einzusetzen. Insgesamt gelangten vier Personenwagen von der Bundesbahn (M-D 1, M-D 2, M-D 3 und M-D 402) in das Jagsttal. So wurde aus dem Wagen mit der DB Bezeichnung 739 Stg der SWEG Wagen M-D 3. Er blieb bis auf den Einbau einer Webasto-Heizung statt seiner Dampfheizung 1968 und den Ausbau der Dachlüfter nahezu unverändert. Zusätzlich zum Schülerverkehr kam der Wagen auch seit 1971 in Museumszügen zum Einsatz.
Momentan steht der M-D 3, mit einer LKW-Plane vor der Witterung geschützt, im Bahnhof Dörzbach und wartet auf seine Aufarbeitung. Der Wagen ist der letzte vollständig erhaltene dieser meistgebauten Bauart württembergischer 750 mm-Schmalspurpersonenwagen.
Lebenslauf:
1924: | Gebaut von der Maschinenfabrik Esslingen für die Deutsche-Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) und Lieferung an die Zabergäubahn Lauffen-Leonbronn. |
1964: | Nach Einstellung der Zabergäubahn Überstellung zur Bottwartalbahn Marbach-Heilbronn Süd. |
1967: | Kauf des Wagens durch die SWEG und Transport ins Jagsttal. |
1968: | Einbau einer Webasto-Heizung. |
Heute In Dörzbach abgestellt vorhanden. |
Die Innenausstattung zeigt sich im Zustand nach der “Modernisierung” durch die DB in den 50er Jahren. Hierbei wurden aus Stahlrohren geschweißte Sitzgestelle verbaut.