Personenwagen M-D 1

Wagen der königlich württembergischen Schmalspurbahn von 1896

Titelbild: Anselm Erdmann

M-D 1 im Oktober 1975 in Dörzbach:

Bild: Ulrich und Gerald Gunzenhäuser

 

Mit dem Wagen M-D 1 befindet sich ein besonderes Fahrzeug in unserer Sammlung und ist neben M-D 3 und M-D 402 ein Fahrzeug der staatlichen Schmalspurbahnen Württembergs. Er ist mit Baujahr 1896 unser ältester Personenwagen, besitzt noch seine originale Inneneinrichtung und befindet sich insgesamt sehr nah an seinem Ursprungszustand. 

Das Fahrzeug wurde 1896 von der Maschinenfabrik Esslingen an die „Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen“ (K.W.St.E) geliefert. Er ist einer von insgesamt 19 gelieferten Wagen der längeren gemischtklassigen (II. und III. Klasse) Bauform mit fünf großen Fenstern pro Seite. Indienstgestellt wurde er mit der Nummer 126 auf der Zabergäubahn Lauffen-Leonbronn. Sie war die zweite von der K.W.St.E eröffnete Schmalspurstrecke mit einer Spurweite von 750 mm. Mit einer Breite von 2,6 Metern und einer Höhe von 3,17 Metern sind die Württemberger für Schmalspurverhältnisse äußerst geräumig. Um bei der beachtlichen Länge von fast 11 Metern über Puffer mit nur zwei Achsen auch in engen Bogenradien einen guten Lauf zu erreichen, ist er mit Vereinslenkachsen ausgestattet. Die großzügig bemessenen Plattformen waren ursprünglich mit je vier Freiluftsitzplätzen ausgestattet. Noch heute lässt sich die Anschrift „4 Sitzplätze“ erahnen. Wie die anderen Württemberger ist er mit den charakteristischen Schwenktüren, sowie der besonderen Mittelpufferkupplung versehen. Bei der Auslieferung war eine Gasbeleuchtung verbaut, die um 1935 durch eine elektrische ersetzt wurde.
Mit der Umspurung der Zabergäubahn auf Normalspur im Jahre 1964 wurde der Wagen zur Bottwartalbahn Marbach-Heilbronn Süd versetzt, bevor 1966 auch dort der Personenverkehr eingestellt wurde. 1967 wurde der Wagen durch die SWEG von der Bundesbahn erworben, um ihn im kurz zuvor aufgenommenen Schülerverkehr einzusetzen. Nach Aufnahme des Museumsverkehres 1971 wurden zwei Sitzbänke im vormaligen zweite Klasseabteil entfernt und an deren Stelle ein Abort eingebaut.

Aktuell steht das Fahrzeug, mit einer LKW-Plane vor der Witterung geschützt, abgestellt in Dörzbach und wartet auf seine Aufarbeitung. Als einziger weitestgehend original erhaltener schmalspuriger Württemberger, zeugt er noch heute vom Reisen im vorletzten Jahrhundert, bis hin zum Schülerverkehr auf der Jagsttalbahn. 

Lebenslauf:

1896:Geliefert von der Maschinenfabrik Esslingen mit der Fabriknummer 7701 als Wagen 126 an die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahn (K.W.St.E) für die Zabergäubahn Lauffen-Leonbronn.
1964:Nach Einstellung der Zabergäubahn Überstellung zur Bottwartalbahn Marbach-Heilbronn Süd.
1964:Umbennenung in KBi 734 Stg.
1967:Übernahme des Wagens durch die SWEG als M-D 1. Außerdem Einbau einer Webasto-Heizung.
1971:Einbau eines Abortes.
Heute abgestellt in Dörzbach vorhanden.

Die fast unveränderte originale Innenausstattung von 1896.
Bild: Anselm Erdmann

M-D 3 und M-D 1 im Oktober 1975 in Dörzbach. Gut zu erkennen sind die charakteristischen Schwenktüren an den Plattformen.
Bild: Ulrich und Gerad Gunzenhäuser